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Aruba an Steuerbord |
Nun tut sich doch ein Wetterfenster auf und am Mittwoch den 31.07 soll es dann nach Kolumbien gehen. Zu viel habe ich über dieses Seegebiet gelesen und es soll wohl zu den gefährlicheren dieser Erde und dem anspruchsvollsten der Karibik gehören.
Warum?
1) Weil dort der Passat das erste Mal so richtig aufs Festland trifft und der Venturieffekt den Wind dadurch erheblich beschleunigt..
2) Weil die angrenzende Sierra Nevada das höchste küstennahe Gebirge der Welt ist (5776m) und die katiabatischen Fallwinde ziemlich heftig ausfallen können.
3) Der Meeresgrund sehr schnell von 3000m auf unter 100m ansteigt.
4) Derzeit Regenzeit in Kolumbien und das Wetter somit stark von Gewittern geprägt ist.
Nach angaben vieler Segeler soll man Kolumbien nicht anluafen ehe der Wind in den Böjen nicht mehr als 25kt beträgt.
All diese Punkte führten zu der langen Wartezeit, welche nun aber ihr Ende haben soll.
Mein geplante Route würde mich weit um die Halbinsel Guajira (Nordspitze Kolumbiens) und dem Cabo de la Vela führen. Ist man normal mit rund 280sm dabei beträgt meine Route rund 330sm. Geschuldet auch den Strömungen, welche weit drausen mit mir an Tag 3 quasi nicht vorhanden sein solln. Anders bei der küstennahen Variante, wo bereits an Tag 3 eine Ostströmung einsetzen und der Wind auslassen soll.
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Strom Mittwoch |
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Strom Freitag |
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Wind Mittwoch |
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Wind Freitag |
Das möchte ich mir auch aufgrund meines, zur Überhitzung tendierenden, Motors ersparen.
Noch auf Aruba bemerke ich, dass ab etwa 1800rpm der Motor beachtlich warm wird. Ich tausche noch den Impeller der Salzwasserpumpe, welcher aber noch ziemlich gut aussieht.
Tag1
Um 0700 des 31.7 starte ich den Motor, hebe den Anker, da fährt mir ein Schrecken durch und durch. Weißer Rauch steigt auf! Nein es gibt keinen neuen Pabst, vielmehr kommt kein Kühlwasser mehr aus dem Auspuff. Sofort stoppe ich die Maschine, schmeiß den Anker per Hand wieder rein und warte bis er greift. DIe ganze Aktion dauert, da es am Ankerplatz gut 20kt+ weht und die Wassertiefe bereits 12m beträgt.
Ich schraube den Filterdeckel runter, kippe noch etwas. Seewasser nach und starte die Maschine erneut. Nun ja ein wenig Wasser kommt, zu wenig aber für meinen Geschmack. Ich schaue runter zur Wasserpumpe und sie ist dicht. Dennoch vernehme ich ein merkwürdiges "zutzeln", so als würde irgendwo Luft angesogen. Ich kann nichts finden. Und nach ein paar Minuten hört di Zutzelei auch bei höheren Drehzahlen auf und es kommt ein vernünftiger Külwasserstrahl. Ich schau mir das Schauspiel noch eine Weile an und dan hebe ich den Anker zum zweiten Mal.
Meine Theorie: Nach dem Wechsel des Impellers und dem Abschleifen des Deckels, schmiegte sich dieser zunächst nicht richtig an. Nach einer Weile dreht er aber wieder sauber und dicht.
Nun geht es gegen den Wind gegen Ostsüdost und mehr als 1700rpm kann ich nicht drehen. So dauert es eine Zeit lang, bis ich in Barcadera angekommen bin, um auszuklarieren.
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Nur unter Genua rausche ich dahin. |
Das ganze ist schnell erledigt und so gehts raus bei strammer Brise. Nur unter Genua steht da teilweise über 7 Knoten auf der Uhr, auch dem Strom geschuldet. ich merke gleich, dass diese Fahrt wohl etwas zu kurz wird um wirklich in den Fahrtenmodus zu kommen, aber ich versuche das Beste daraus zu machen. Nach der Inselabdeckung werde ich mal für zwei Stunden wild von einer Kreuzsee gebeutelt. Wellen brechen und klatschen an die Bordwand, sodass mein Windpilot die größte Mühe hat, den Specht auf Kurs zu halten. Gegen Abend hin beruhigt sich die Lage etwas. Zudem begleitet mich eine Delfinschule. Die meisten Tiere, welche ich bis dato auf einem Fleck gesehen habe. Das unterhält mich dann doch mal für eine Stunde.
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Eine Delfinschule |
Der Tag neigt sich dem Ende und vorsorglich reffe ich die Genua ein wenig. Wirklich motiviert zum Kochen bin ich nicht. Da kommt es mir gerade recht, dass Coco, ein Junger Spanier, ein kleines Lunchpaket mitgegeben hat. Tags zuvor habe ich mit erste Flugversuche mit seinem neuen, gebrauchten Kite gemacht.
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Ich schaukel in die erste Nacht |
Geschlafen wird in der Nacht nicht wirklich viel. Ich liege im Cockpit und merke mal wieder dass ich nach längerer Zeit des "Nichtsegelns" schwer zu Ruhe komme. Auch die Temperaturen machen mir zu schaffen, sodass ich das erste Mal seit langem mal wieder Socken, Jogginghose und Pullover Trage.
Tag2
Bereits vor Sonnenaufgang sitze ich im Cockpit und schlürfe meinen Kaffee. Die Beste Zeit des Tages, da es herrlich kühl und die Sonne noch nicht gnadenlos herunter "knallt".
Leider hat es mir auf Curacao meinen Sonnenschutz zerlegt, weshalb es nun Vormittags bis frühen Nachmittags im Cockpit kaum auszuhalten ist.
Kurz nach Sonnenaufgang wird der Wind noch etwas schwächer, als er in der Nacht bereits war. Zudem hat er von ONO auf OSO gedreht und so entschließe ich mich die Genua Stb auszubaumen. Die ganze Tanzerei auf dem Vordeck ist immer sehr anstengend und danach belohne ich mich selbst mit einer ausgedehnten Kübeldusche.
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Im "Schmetterling" gehts dahin. |
Den Versuch, einem Höhrbuch zu fröhnen, verwerfe ich bald. Zu "unrund " bin ich. Keine Ahnung was genau los ist, aber 100% wohl ist mir im Moment nicht. Also wieder ein wenig essen und versuchen zu dösen ... und dösen.... und dösen. Primär alles was ich den ganzen Tag so mache. Ich bin recht unmotiviert und weiß nicht recht, wie ich mir die Zeit vertreiben soll.
Zu Mittag ist der Wind immer noch nicht stärker geworden und das raue Wellenbild passt so garnicht dazu. Ich beschließe das Groß im ersten Reff dazu zu setzen um etwas mehr Fahrt zu machen. Bei dem Windspeed merke ich aber gleich, dass es dem Aufwand eher nicht gerecht wird.
Dann aber gegen Nachmittag beruhigt sich die Welle und der Wind geht auf gute 20kt hoch. Schon fliegt der Specht mit rund 7kt dahin. Für die folgende Nacht entscheide ich mich jedoch das Großsegel wieder zu bergen zumal dann auch die Welle wieder immer wirrer wird und der Wind immer wieder dreht. Über dem Festland gibt es starkes Wetterleuchten, aber es sieht so aus. als würde die ganze Angelegenheit dort verweilen.
Gegen 0000 mache ich dann doch ein paar Blitze in der Nähe aus. Aufgrund der Mondlosen Nacht kann ich schwer einschätzen, wie weit alles weg ist und wohin es zieht. So starte ich das Radar beobachte die Lage (Entfernung 9sm) und ändere den Kurs, weg von den Zellen. Nach einer Stunde hat sich die Lage beruhigt und der Wind wird zusehendst schwächer. Gegen 0300 bleibt der Wind dann ziemlich aus und ich starte die Maschine.
Tag 3
Seit gut 4 Stunden läuft nun die Maschine und gegen 0700 ist das Wasser so glatt, dass ich auch noch die Genua wegrolle. Das war es nun mit dem Wind. Im Geiste stelle ich mich nun auf rund 20-24h motoren ein. Ich sollte recht behalten. Tagsüber wird es so erbärmlich heiß, dass ich nicht recht weiß wohin. Unter Deck 37°C draußen knallt die Sonne und kein Lüftchen. Kübeldusche um Kübeldusche geht es durch den Tag. Endlich neigt sich dieser dem Ende und es lässt sich wieder vernünftig aushalten. Wind ist leider noch immer Mangelware. Erst nach Sonnenuntergang tut sich eine leichte Brise auf. Nun aus Westen. Von 1700rpm gehe ich runter auf 1500 Touren Motorsegeln. Ich könnte auch rein Segeln, dann aber würde ich mit knapp 2kt herumdümpeln und der Strom der mittlerweile von Westen (90° zum Kurs) kommt, würde dazu noch stark versetzen. Eigentlich will ich nicht in der Nacht ankommen, aber meine Ungeduld siegt und ich bleibe mit dem derzitigen Setup auf Kurs.
Gegen 0400 Ortszeit soll ich ankommen. Die letzten 4h, dreht det Wind zu meinen Gunsten noch auf Nord und ich kann noch etwas Diesel sparen.
Um 0351 sitzt der Anker im Hafenbecken von Santa Marta. Mir gegenüber ein riesiger Conatinerhafen und es ist windstill.
Gesamtdistanz: 300sm
Zeit: 67h (leider 26h unter Maschine)
Das Ankerbier zischt und es geht in die Koje. Nun bin ich also in Kolumbien. Ein Abschnitt, auf den ich mich schon sehr freue.
Liebe Grüße
Skippy
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