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Carlisle Bay - Barbados |
Jetzt bin ich also hier in der Karibik. Lauwarme,s türkises Wasser, nette Menschen, Palmen usw.
Aber wie war der Weg für mich dahin? Vieles kann man ja bereits aus dem Geschriebenen der vorigen Blogbeiträge herauslesen. Dennoch möchte ich hier nochmals kurz ein Resümee ziehen.
Die Lernkurve:
War doch meine erste längere Passage von Gibraltar nach Lanzarote überwiegend von mentalen Tiefs geprägt, änderte sich das bereits bei der Fahrt auf die Kapverden.
Zu ungeduldig, zu gestresst war ich noch zuvor. Ich musste mich erst an die Weite gewöhnen und an die Tatsache, dass ich keine Regatta fahre. Gut die Verhältnisse waren damals eher durchwachsen, was sich auf der zweiten Passage änderte, dennoch erschien mir zunächst der Weg ewig und das nagte im Kopf.
Ich habe für mich reflektiert und einen minutiösen Tagesablauf "entwickelt". Auch an der Leinenführung für die Segel und den Spibaum habe ich etwas getüftelt, sodass alles etwas einfach von der Hand ging. Wichtig war es auch für etwas mehr Entertaiment zu sorgen. So habe ich Serien runtergeladen, welche ich danach offline ansehen konnte. Ja, nun werden die Kritiker sagen: "Wo ist da die Segelromantik?". Ich kann dem nur entgegnen, dass wir heute in einer Zeit leben, wo das möglich ist und mir das wirklich geholfen hat. Lesen war mir oft zu anstrengend und ich lief Gefahr, dass mir schlecht wurde.
Also generell habe ich Strategien entwickelt, mir das Leben an Bord zu erleichtern, den Tagesablauf besser zu strukturieren, für Entertaiment zu sorgen und mich auch mit gutem Essen zu belohnen.
Nun werde ich ein kleines Frage antwort Spiel niederschreiben. Die Fragen rühren aus einigigen Telefonaten und sind meist die Klassiker.
1) Hast du Stürme erlebt?
Nein, habe ich nicht. Windstärke 8 war nur kurz während eines Schauerdurchgangs registriert. Das kann ich aber nicht als ausgewachsenen Sturm deklariert werden.
2) Wie kamst du damit klar, den ganzen Tag ringsum nur Blau zu sehen?
Damit hatte ich keinerlei Probleme. Ich habe irgendwie die Weite des Ozeans nicht so recht einschätzen können. Zu behütet war ich in meinem kleinen Mikrokosmos. Aber wer glaubt, ich habe Stundenlang die Wellen betrachtet, wie es meist in Büchern beschrieben wird, der irrt. Das wurde mir nach 10min zu eintönig/langweilig.
3) Ist die ganze Geschichte alleine nicht auf Dauer langweilig.
Ganz klar: "JA". Also für ich ist alleine Segeln zeitenweise wirklich langweilig. Doch genau da liegt der Reiz. Aus einer schnelllebigen Gesellschaft, aus der wir nunmal kommen, sind wir es gewohnt, dass dauernd neue Reize auf uns einprasseln. Und gerade da musst in den ersten Tagen lernen, das System herunterzufahren und die Gier nach Reizen auf die einfacheren Dinge auszuleben. Wie erwähnt ein durchgetakteter Tag hilft da.
4) Ist dir schlecht geworden?
Bis auf die ersten beiden Tage, wo mein Magen etwas rebellierte, nein. Dennoch bin ich keineswes befreit von Seekrankheit. Wichtig, ich muss immer was im Magen haben, ausgiebig trinken und die Benutzung des Laptops ist ein NoGo.
5) Was isst man so? Nudeln, Nudeln, Nudeln?
In der Tat sind Nudeln ein großer Bestandteil meiner Ernährung. Einfach zuzubereiten, schmeckt, macht satt.
Mittlerweile kenne ich mich doch recht gut und weiß, was ich gerne esse und was nicht. Es hilft also nichts Gemüse einzukaufen, was ewig hält (Kürbis etc,) wenn ich es eigentlich nicht wirklich essen mag und nur weil es viele andere Segler bunkern.
Mir war wichtig, meine tägliche Ration Vitamine zu bekommen. Dazu gab es 21 Orangen, von denen leider 4 faulten, um mir jede Morgen einen frisch gepressten Orangensaft zu gönnen. Zudem habe ich noch 6 Stück riesiege Paprika, einen Krautkopf und 2kg Erdäpfel, sowie 20 Eier gebunkert. Klar Zwiebel und Knoblauch waren auch an Bord, aber das war es dann mit Obst und Gemüse. Zudem habe ich mir ein paar Mal Vitamin Brausetabletten einverleibt.
Kleine Auswahl an Speißen:
Tofu Paprikageschnetzeltes
Tofu Curry
Nudel mit Ei
Nudel mit Sugo, Pesto, Aglio Olio etc.
Eierreis mit Mais und Erbsen
Rösti
Bratwürste
Schinken Käse Toast
Frischer Fisch in allen Variationen
Fleischbälchen + Linsensuppe aus der Dose + Instant Noodles wenns schnell gehen muss.
Zum Aufstehen gabs eine Schüssel Müsli und vormittags eine Jause.
Mittags entweder etwas vom Vorabend oder eben was Schnelles.
Generell habe ich, entgegen meiner persönlichen Erwartungen, viel in der Pantry gestanden.
Während der Nacht verputzte ich Unmengen an Müsliriegel.
5) Hast du andere Boote gesehen?
Ja, zweimal physisch (Frachter), jedoch sehr weit weg. Vielleicht eine handvoll am AIS.
Generell, war da aber quasi nix los.
6) Wie sah die Körperpfelge aus?
Kurzum: Kübeldusche alle zwei bis drei Tage.
7) Wieviel Wasser hattest du an Bord.
Die Geschichte unterteile ich mal in Brauchwasser und Trinkwasser.
Brauchwasser rund 160l. Davon habe ich aber jetzt, 4,5 Wochen nach der Abreise immer noch 40l.
Trinkwasser hatte ich 90l an Bord. Das ist natürlich zu viel, wenn alles nach Plan läuft, aber ich hatte die Möglichkeit das Wasser an Bord liefern zu lassen.
Zudem gab es jeden Tag eine Dose Softdrinks (Cola, Fanta), sowie diverse Fruchtsäfte aus dem Tetrapack. Der Extraschub Zucker ist für mich sehr wichtg und so eine eiskalte Dose am Nachmittag zählte ebenfalls zu den Highlights.
8) Was macht man den ganzen Tag?
- 0700-0800: Aufstehen, Kaffee trinken, Schüssel Müsli, Zähneputzen
- 0800 Positionsbericht im Logbuch + Position in physischer Karte vermerken
- Austausch von Nachrichten mit meinem "Buddyboat" "Spindrift of Hamble"
- Gammeln + Hörbuch
- 0930-1030 Vormittagsjause
- Rundgang am Vordeck (fliegende Fische beseitigen + Riggcheck)
- Gammeln + Hörbuch
- 1200 Mittagessen
- Gammeln ohne Hörbuch (Fressnarkose)
- 1500 Kaffee + Kekse
- 1600-1700 Musizieren
- Ab 1730 Abendessen kochen
- 1800 Positionsberichtim Logbuch
- Bootskino
- 2000 Schlafenszeit.
9) Hattest du genug Strom?
Ja. Mein Credo lautete von Beginn an: KISS (Keep it simple stupid)
Demnach habe ich nur wenige stromfressende Verbraucher an Bord und auch die Windfahnensteuerung trägt zu der guten Bilanz bei. Das Meiste macht da der Kühlschrank und das Radar aus. Ersteren habe ich tagsüber gut aufgedreht und nachts zurückgefahren und das Radar lief während der Nacht, wenn überhaupt im Standby und ich aktivierte die Antenne nur bei Bedarf. Photovoltaik habe ich gesamt 270Wp an Bord. Für die Gegend, wo ich segle, absolut ausreichend. Tagsüber bekam ich in Spitzen 16A Strom in die Batterien, also war ich bereits um die Mittagszeit wieder voll. Wenn ich also gerade Energieüberschuss hatte, habe ich alles geladen, was es so an Bord gab um für die Nacht den Energieverbauch zu minimieren. Sollte es doch einmal eng werden (tagelange Bewölkung), hätte ich ja auch den Diesel laufen lassen können. Alles in allem war das tiefenentspannt.
10) Was waren deine Highlights bzw. deine Tiefpunkte und hattest du einmal Angst?
Zu den Highlights zählen definitiv die beiden gefangenen Mahis. Ist schon ein cooles Gefühl und zudem sehr nachhaltig wie ich finde. Die Szenerie mit den Regenbögen hat mich fasziniert und das Gefühl, das Segel repariert, sowie das Motorproblem in den Griff bekommen zu haben.
Tiefpunkte gabs bereits zu Beginn, als die Reise noch endlos schien und der Wind streikte und resultierend aus der Müdigkeit bzgl. der vielen Schauerzellen. Angst hatte ich ehrlich gesagt nie. Aber eine gute Portion respekt ist immer dabei. Die hilft, fokusiert zu bleiben.
11) War es so, wie du dir es vorgestellt hast?
Jein! Also der Wind war wunderbar. Aber die Welle.... Viele erzählen von einem sanften auf und ab. Naja die erste Woche war wiklich ok. Aber die darauffolgenden Tage eine Katastrophe. Ich dachte mir unterwegs noch, dass ich ein wenig verweichlicht bin, aber im Austausch mit anderen Yachties kamen wir alle zur gleichen Einschätzung. Die Welle war eine Katastrophe.
12) Würdest du nochmals über den Atlantik segeln?
Definitiv JA. Vielleicht nicht gerade alleine (zumindet die Ost West Route), da ich glaube, dass es wieder eine neue Erfahrung ist, die ganze Geschichte mit jemandem teilen zu können.
13) Wo geht es als nächstes hin.
Nun ja, für mich gab es immer 3 Optionen, sollte ich in der Karibik ankommen.
1) Ich bin fertig, und verkaufe das Boot
2) Ich segle den Dampfer wieder zurück nach Europa (West -Ost)
3) Ich segle den Dampfer so weit gen Westen, bis ich wieder im Osten ankomme.
So richtigt habe ich mich da noch nicht entschieden. Variante 1 fällt jedoch weg. Derzeit spekuliere ich wirklich eine Saison (bis Juni) in der Karibik zu sein.
Was die Zukunft bringt, wird sich noch weisen.
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