02.04.2025
0742UHR: POS: 08°06´S Heiter ; 4 BFT O
106°40´W Dünung/Windwelle 2m/1m SO
COG: 250° ; SOG: 4,5kt
Die Nacht war gorßartig. Ich habe sehr gut geschafen und meine Akkus sind wieder voll. Vormittags finden zudem perfekte Segelbedingungen bei angenehmer Welle statt.
"Mac Gyver" Aktion:
Schon länger beobachte ich ein, dass meine Windfahnensteuerung im Bereich der konischen Zahnräder sehr viel Spiel hat, vielleicht zuviel. Um dem etwas entgegenzuwirken, möchte ich gerne eine Distanzscheibe auf das untere Lager setzen, wonach dann beide Zahnräder besser ineinander greifen sollten.
Nach einigen Überlegungen fällt die Wahl auf den Deckel einer Frischhaltebox. Dieser scheint, glatt genug zu sein und die Stärke ist ausreichend. Es dauert nicht allzu lange und schon sitzt die Distanzscheibe an ihrem Platz und das Spiel sowie das nervige Klacken ist behoben!
Zu Mittag notiere ich ein ETMAL von 104sm
Der restliche Tag verläuft recht entspannt und ich tüftel recht lange an einer optimalen Segelstellung.
03.04.2025
Der Tag selbst ist gezeichnet von rauer See und böigem Wind bis 25kt.
Nach dem Notieren des Etmals von 106sm mache ich mich dran, die Segel so einzustellen, dass ein Leben halbwegs erträglich ist.
1452UHR: KLONG!!!!!!
Als ich die Dose noch gegen die Süllwand prallen sehe, ist es auch schon passiert. Der Köder ist ab.
"Das war ja wohl mal was Massives!" schwirrt es mit durch den Kopf.
Nachdem mich mal eine Welle ziemlich auf die Seite legt, reffe ich die Genua zum dritten Mal. Ich befürchte eine Katastrophennacht. Der Wetterbericht sieht Böjen bis 28kt vor. 24 davon hat es jetzt schon.
04.04.2025
Trotz des extremen Geschaukle finde ich doch gut Schlaf. Leider ist mein Genick sehr verspannt, was einen latenten Kopfschmerz nach sich zieht. Der Vormittag fällt daher mäßig motivierend aus und klar, platt vor dem Wind bedeutet es zudem "Vergnügungsparkfeeling" 24/7.
Das ETMAL von 113sm kann sich aber wieder sehen lassen.
Gegen Mittag stelle ich die Segel um. Die ausgbebaumte Genau "verliert" den Baum und das Groß wird gerefft hinzu gezogen. Zwar kein optimaler Kurs, dafür ist das Leben angenehmer.
05.04.2025
Was mich doch sehr verwundert, sind die sehr wechselhaften Bedingungen. Mag natürlich daran liegen, dass ich noch sehr früh in der Saison bin, der Passat noch nicht so asugeprägt und unstet ist, aber damit habe ich so nicht gerechet.
Nach dem Rodeo stehen nun wieder Leichtwindtage and. So lässt der Wind auch im Laufe des Vormittags bereits nach und nach meinem "Jour fix" mit Zedna bereite ich also das Leichtwindsegel vor.
Der "bunte Fetzn" steht bald und das Geschlage der Genua ist Geschichte.
Die Windfahne hat bei der mäßigen Brise und der vorherrschenden Dünung so ihre Not, weswegen ich auf meinen el. Autopilot wechsle. Nun ja, auch dieser quält sich einen ab und der Riemen rutscht immer mal durch, was mir immer die Nackenhaare aufstellen lässt.
Punkt 1: Riemenspannung erhöhen.
Punkt 2: Kurs anpassen und ausbaumen, damit mein 2 Offizier am Boot unbeschwerter arbeiten kann.
Punkt 3: Versetze zwei Blöcke für die Umlenkung der Steuerseile der Windfahne. Die sollten nun etwas reibungsärmer arbeiten können.
Das ETMAL vom Vortag von 111sm werde ich morgen wohl nichtmehr erreichen können.
06.04.2025
"Keep on Rollin´ Baby"
Außer dem ETMAL von 95sm und der Tatsache, dass die Reststrecke noch 1507sm beträgt, gibts heute nicht viel zu berichten.
07.04.2025
Woody hat Geburtstag.
Der Wind ist schwach. Gerade mal 3Bft aus Südost, lassen den Specht unter Leichtwindtuch mit gut 3,5kt dahinschleichn. Leider bremst mich zudem ein massiver Pelz aus Entenmuscheln, welche am Rumpf wuchern.
Dennoch lasse ich mir den entspannten Tag dadruch nicht verderben, telefoniere mit Freunden und Familie und bemerke mal wieder einen richtig tiefenentspannten Zustand meinerseits. Ich nutze die Gunst der Stunde um mein schwimmendes zu Hause mal wieder aufzuräumen, habe noch weitere Videotelefonate und belohne mich selbst mit einer Lasagne am Abend.
Auch das mickrige ETMAL von 77sm vermießt mir diesen Tag nicht. Kurzum: Ich bin tiefenentspannt und es fühlt sich wie eine kleine Pause vor dem Finale an.
08.04.2025
0811UHR: KLONG!!!! Hmmm. Der Bissanzeiger ist es nicht, da ich keine Angel drausen habe. Ich krieche aus der Koje, blicke nach vorne und sehe nichts. Nein, wirklich nichts denn mein Segel ist verschwunden und treibt im Wasser. Sehr verwundert, hat es doch kaum 10kt Wind, berge ich den Kameraden aus dem Wasser und Stelle fest, dass der Schäkel des Blocks im Masttopp gebrochen ist.
Hmmmm nach etwas Hin- und Herüberlegen, wage ich es auf den Mast zu klettern, um den Block neu einzuschäkeln. Bei gesetzter Genua und sanfter Dünung geht es also nach oben. Schon am halben Weg denke ich mir, welch dumme Idee das eigentlich ist- Von jeglicher Vernunft distanziert möchte ich mich jedoch selbst herausfordern. Oben angekommen genieße ich einerseits einen Ausblick, den ich so noch nicht kannte, andererseits macht mir die Schaukelei ganz schön zu schaffen und verängstigt mich ein wenig.
Nach zwei erfolglosen Versuchen den Schäkel anzubringen, entschiede ich abzusteigen und bemerke zudem, dass mein Genuafall ziemlich angescheuert ist.
Neuer Plan: Fall umdrehen!
Das Stagsegel geht hoch, die Genua runter. Damit habe ich bereits am Atlantik Erfahrung gesammelt und das Porzedere ist bekannt. Nach dem kniffligen und kräfteraubenden Teil, die Genua wieder in die Nut des Profilvorstags einzufädeln brauche ich eine Pause. Das nenne ich mal Morgensport.
Nachdem es bis am Nachmittag sehr schwach ist, stellt sich gegen halb 5 eine konstante Brise von 10kt ein und ich schiebe somit mit rund 3,5kt über Grund.
09.04.2025
Nach dem Ausbaumen der kurz nach Mitternacht, finde ich doch noch halbwegs Schaf. Da ich nun wieder platt vor dem Wind segle, beschließe ich mal das Stagsegel hinzuzunehmen und auszubaumen.
Eine Art klassische Passatbesegelung. und Siehe da, es funktioniert sehr gut.
Das ETMAL von 80sm ist nicht berauschend, war aber zu erwarten. Die ruhigen Verhältnisse nutze ich wieder, um meine geliebten Pizzataschen zu backen. Nachdem ich etwas lese und ein paar Whatsapps abrufe, frischt, der Wind auf 15-17kt auf und der Specht gleitet trotz Bewuchses wieder mit 5kt dahin.
Nachdem ich um 0130 aufgrund von Regen alle Luken dichtmache, muss ich gegen 0400UHR bei meinem Kontrollblick feststellen, dass das Stagsegel "back" steht, also von der falschen Seite angeströmt wird. Der Blick aufs Tablet verät mir, dass dies wohl 1h so gewesens ist, da mein Kurs seitdem 190° statt Rund 280° ist. "Gut, ist ja nichts passiert!" : denke ich mir und versuche noch etwas zu schlafen.
10.04.2025
1030: Mein Kumpel Rene von "Sailing Scirocco" hat mich im Zuge eines Vortrags von ihm gebeten, ob ich nicht via Videotelefonat ein paar Sätze zu meiner Reise erzählen könne.
Gesagt, getan, quatschie ich ein bisschen in meine Kamera und ernte dafür großen Dank aus der Steiermark.
Vom restlichen Tag gibt es nicht viel zu berichten. Bin sehr faul und etwas motivationslos, was mir zum ersten Mal eine Ungedult vermittelt, wann ich doch endlich ankomme.
Wenigstens beträgt das ETMAL vom Vortag wieder 101sm und aufgrund des etwas drehenden Windes kann ich die Nacht mit akzeptablen 255° über Grund segeln.
11.04.2025
Ich fühle mich heute sehr entspannt. Die Geschwindigkeit stimmt, die Welle ist angenehm und die Segel stehn vernünftig. Unter Berücksichtigung des Bewuchses bin ich nun auch mit dem ETMAL 106sm zufrieden.
Gesegelte Distanz: 2992sm
Reststrecke1080sm
Um 1517UHR notiere Ich im
Logbuch: "Der heutige Segeltag zählt zu den mitunter schönsten Tagen dieser Etappe. Sanfte Welle, 4Bft, kaum Rollen. Nahezu perfekt!"
12.04.2025
Am Morgen des 32ten Tages merke ich, dass ich über Nacht doch etwas weiter südlich als geplant gesegelt bin. Also zuerst mal Kaffee und Müsli und danach Segel umstellen.
Mit meinen "goose wings", also der Passatbesegelung zieht der Specht dann mit guten 5-6kt. Da hilft wohl auch noch etwas Strom mit!
Auch dieser Tag verläuft unspektakulär:
- Podcast
-Essen
-Lesen
-Musik hören
Gegen Abend dreht der Wind und ich muss das Stagsegel wieder wegnehmen, da mein Kurs sonst zu nördlich ist.
1800: Beim abendlichen Positionsreport
notiere ich:
"Reststrecke beträgt nun unter 1000sm" 3/4 der Strecke sind geschafft. Auf diesen weiteren kleinen Meilenstein genehmige ich mir ein Bier.
13.04.2025
0715UHR:
"Woodpecker, Woodpecker ... this is Sailing Vessel AnnieMay, AnnieMay..." tönt es aus dem Funkgerät.
Da hab ich doch glatt Gesellschaft und tatsächlich kann ich das Schiff gut 2sm östlich von mir ausmachen. Michael, ein Australier, ist auch alleine unterwetgs. Das heißt, ja und nein. Er selbst ist verheiratet und seine Frau segelt ebenso alleine und zwar rund 250sm hinter ihm. Ich finde es großartig, wenn auch eher unkonventionell. Wir quatschen ein wenig, tauschen uns aus und wünschen einander eine gute Fahrt. Es dauert nicht lange bis er mich einholt und im Laufe des Tages auch am Horizont verschwindet
Das ist aber auch schon alles an für mich positiven Dingen dieses Tages. Kaum habe ich mal wieder schlecht geschlafen, bin ich sehr gereizt Die Welle hat uns mal wieder fest im Griff.
Ich muss was essen, bevor mir übel wird.
Ich finde eine Dose PorkBeans. Nach dem ersten Löffel laufe ich gefühlt grün an.
"ZUM KOTZEN". Wie kann man nur sowas produzieren und wer isst das wirklich? Ich brülle meinen Frust kurz raus und steige auf Dosenravioli um. Ein echter Hochgenuss.
Gegen Abend werden die Verhältnisse etwas entspannter und mein Frust baut sich etwas ab. Mit "goose wings" geht es in die Nacht.
14.04.2025
Trotz meiner derzeit schlechten Schlafperformance fühle ich mich recht fit und ein ETMAL von 116sm ist schwer in Ordnung. Zum zweiten Mal verspüre ich heute wieder den Drang endlich ankommen zu wollen.. Eine Sache die mit dem Näherkommend des Ziels nicht weniger werden wird. Stur ziehe ich mit urs 270° meinem Ziel entgegen.
Um 2145UHR fahre ich in eine neue Zeitzone. Nun also 11h Zeitunterschied.
Um 2315UHR bekomme ich einen Funkspruch von einem deutschen Katamaran namens "OnePiece" Ich kann ihn am AIS nicht sehen und er ich auch nur sporadisch. Nach einigem Hin und Her liegt der Fehler bei ihm und er startet sein System neu.
Ich werde noch einige Male von ihm angefunkt, da er mir immer mitteilen möchte, wie er seinen Kurs ändert.
Zum Schluss verbleiben wir so, dass ich meinen Kurs beibehalte und er machen kann,was er möchte solange er mich nicht rammt. Ich selbst würde gerne etwas schlafen.
Stay tuned...
Skippy