Samstag, 12. Juli 2025

Pazifik Woche 2-3

 19.03.2025

0821UHR:

POS: 00°38´N/86°46´W ; Wolken 50% ; Wind SO3 ; Welle entspannt

Ich bin ziemlich "Banane" von der letzten Nacht. Zu viele Gedanken schießen mir derzeit durch den Kopf.
Welche Route soll ich nehmen? Wird der Diesel reichen usw. 
Gott sei Dank legt der Wind etwas zu und plötzlich fühlt sich alles wieder wie Segeln an.

To Do Liste:

- Reinigung der Bilge - check
-Logge reparieren - check (neu verkabelt)
- Schwergängigkeit des Windpilot prüfen - check
Pnktlich zum Abendessen hin lässt der Wind mal wieder komplett aus. 

Also Segel bergen und mal wieder treiben lassen, da auch die Welle wieder unglaublich gnädig ist. 
Nachdem um 0200 dann das Shaukeln doch zunimmt beschließe ich mal wieder den Diesel zu starten. 

Dann doch ein Hauch von Wind und so setze ich zuerst das Groß und anschließend die Genua. 

Der Wind frischt auf 12-13kt auf und so kann ich ab 0330UHR mit Kurs 180 in Richtung Äquator segeln. 







20.03.2025

Nachdem ich einen fliegenden Fisch aus der Vorschiffskabine entfernt habe, 
überqueren der Specht und ich um 0714UHR den Äquator.







Es fühlt sich großartig an. Nun befinden wir uns beide zm ersten Mal auf der südlichen Hemisphäre.
Ich teile meine Freude mit Freunden, trinke auf das bis dato Geschaffte und der obligatorische Schluck für Neptun darf natürlich auch nicht fehlen. 

Gegen 1100 dreht der Wind etwas auf und ich segle wieder. Eines der Etappenziele dieser Reise ist erreicht. 

ETMAL: 80sm

Next step-> das Erreichen des Passatwindes. 

Der restliche Tag verläuft mit Regenschauern, dem Einstellen der Segel und zu meinem Glück mit einem ausgedehnten Nachmittagsschlaf. Leider ist der Wind dann gegen Abend wieder komplett weg und mich plagen die Gedanken, was da wohl noch kommen mag. 
Starlink an sich ist ein absoluter Gamechanger, doch in Anbetracht meiner inneren Unruhe checke ich nun das Wetter unzählige Male am Tag, anstatt zweimal. Als würde sich da groß was ändern. 

Gegen Mitternacht setze ich die Genua und stoppe die Maschine. Gut 2,5kt SOG wiegen mich in den Schlaf. 




21.03.2025

Ein Tag an dem Alles sehr entspannt ablauft. Sanft pflügt der Specht, langsam aber beständig gen SW. Leider plagen mich Kopfschmerzen, aber dennoch genieße ich mal wieder einen ausgedehnten Segeltag ohne Regen und ohne Segelwechsel. Das ETMAL vom Vortag beträgt wiederum nur magere 83sm. 

Um 1602UHR notiere ich im Logbuch. "EINER DER SCHÖNSTEN SEGELTAGE SEIT LANGEM." 

Bei nahezu flacher See geht es mit 4-5kt dahin. 

Gegen Abend reffe ich das Groß, da doch mehr Wind prognostiziert wird. Was folgt, ist quasi ein Novum seit langem. Eine Nacht nur unter Windfahne und ohne Motor. 







22.03.2025

"WOHOO -Keine Motorstunde": notiere ich im Logbuch. Im Nachhinein wäre das gereffte Groß nicht notwendig gewesen, aber was solls. 
Um 0730 fängt das Freiräumen der Lotsenkoje an, um zu prüfen ob der Tank dicht ist. 
Ergenbnis -> FURZTROCKEN. 

Nach dem gestrigen Traumverhältnissen notiere ich heute im Logbuch: "Segelwechsel Hoch 10"

und nachdem zu Mittag mal wieder der Wind einschläft:

"From Hero to Zero"

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie schnell Emotionen kippen können. Noch voll von Freude über den vorerigen Segeltag, kippt die Stimmung und die Reise scheint endlos.

Gegen Abend dann mal wieder ein Brise von 10kt scheinbarem Wind und mit Vollzeug gehts hart am Wind durch die Nacht. Es sind noch gut 120sm bis zum ersehnten 5ten Breitengrad an dem der Passat einsetzte. Fingers crossed. 





23.03.2025

Nach halbwegs vernüftigem Tempo in der Nacht, gehts mal wieder eher gemütlich zu. Nur knapp 3kt über Grund zeigt das GPS. Also wird mal Brot gebacken. Nachdem um 1100 Uhr die Sonne knallt und der Wind weg ist, starte ich den Motor und spanne mein Sonnensegel auf. Der Zeitvertreib beschränkt sich derzeit auf das Ärgern meiner gefiederten Begleiter mit dem Nebelhorn. 

Gegen Nachmittag dann geht der Wind auf atemberaubende 10kt hoch und ich kann mit kanpp 3kt wieder Segeln. Bis es Abend wird passiert wenig.

In der Nacht wird es sportlich. Böen bis 20kt und das bei 40° hart am Wind, lassen den Specht sportlich laufen. Ich schlafe erstaunlich gut im Cockpit und muss immer wieder die im Süden vorbeizieheden Gewitter beobachten. 






24.03.2025

Die Lage hat sich wieder beruhigt und nach meinem Morgenkaffe im Cockpit setze ich Vollzeug, um hart am Wind endlich die magischen 5° Süd zu erreichen. Gegen Nachmittag wird es unglaublich schwül und ein knackiger Squall mit an 30kt Wind lässt nich lange auf sich warten. Kurz "fliege" ich mit über 6kt übers Wasser, um kurz danach aufgrund von totalem Vakuum den Motor anzuwerfen. 

Dieses Spiel soll so den ganzen Tag und die ganze Nacht weitergehen, weswegen ich im Ölzeug im Cockpit schlafe. Da macht mir auch der eine oder andere kurze Regenschauer keinen Strich durch die Rechnung. 




25.03.2025

5° S wurden in der Nacht erreicht und ja, gegen 1100 stellt sich mehr und mehr eine konstante Brise ein und das Schlechtwetter bleibt achteraus im Norden. 
Wiederum sind die 88sm vom Vortag nicht unbedngt rekordverdächtig, aber es keimt die Hoffnung auf, dass ich nun endlich auf den "Passatzug" aufgepsrungen bin. Bei gut 15kt aus SO bahne ich mir meinen Weg weiter gen SW. 

1315:
KLONG!!!! Mein DOSENBISSANZEIGER meldet sich. Wohoo ein schöner Mahi hängt am Haken. 
1:0 für den Fisch. Zehn Meter vor dem Heck schafft er es sich zu befreien. Das macht doch Lust auf mehr. 

1445:
KLONG!!!!
MAHI MAHI 0 -> Woody 1. PETRI

Ich hasse das Zerlegen des Fischen auf dem schaukeligen "Dampfer". Nach 1,5h sacke ich erschöpft in einen kurzen Schlaf. Dennoch ist es immer wieder ein einmaliges Erlebnis ein Geschenk des Meeres ins Boot zu hieven. 

In der Nacht beobachte ich starkes Wetterleuchten im Norden und bin froh nun weiter südlich zu sein, denke aber gleichzeitig an meine Bekannten, Trevor und Lena von Zedna, welche gerade dort "herumkrebsen". Ich habe seit einem Tag Kontakt mit ihnen und habe auch ihnen den Tipp gegeben stur nach Süd auf 5° zu gehen. 





WOCHE 3:


26.03.2025

0745UHR - POS: 06°16´S  / 93°59´W ; 100% Wolken ; SO 4 ; Dünung 2mSO ; Windwelle 1m SO

COG 225° - SOG 4,5kt

0915UHR: Ich sichte ein Schiff!!!!  Funke den Frachter "Alicante Knutsen" an, um mich zu vergewissern, ob man mein AIS Signal sieht. ALLES in ORDNUNG!

Endlich gibts mal wieder ein 100sm ETMAL, dennoch fühle ich mich sehr gerädert. Belohnen möchte ich mich heute jedoch mit Fishfingers (Haferflockenparnier) -> ein Gedicht. 

Den restliche n Tag verbringe ich Podcast hörend in der Koje und kann mich erst am späten Nachmittag dazu bewegen ins Cockpit zu sitzen.   Nachdem ich recht genervt darüber bin, dass sich die Verhältnisse für 2h in eine chaotische See verwandeln, berühigt sich das Ganze wieder und ich gleite mit über 5kt in die Nacht.









27.03.2025

Leider ist es nach wie vor doch etwas zum Haare raufen. Ok ja, ich habe Wind. Dieser ist jedoch so unbeständig und variiert in Stärke und Richtung, dass dies wirklich nerven kann. 

Nachdem ich dann mal wieder auf das Leichtwindsegel wechsel und auch dieses zu schlagen beginnt, brülle ich meinen Frust heraus, schlage und poltere wie wild um mich. "Das musste mal raus": denke ich mir und ja, es hat gut getan und mein Gepolter findet Gehör, den gegen Frühen Nachmittag stellt sich eine beständige Brise aus SO ein. 

Um meiner Luvgierigkeit Herr zu werden, hebe ich den Großbaum recht stark um das Segel zu twisen und die Krängung zu veringern. Klappt sehr gut und der Specht fliegt mit über 6kt durchs Wasser und die Windfahne arbeitet vorbildlich. Eine der flottesten Nächte folgen. Es ist halt so eine Gradwnaderung. Die Windsteueranlage arbeitet natürlich besser bei höherer Geschwindigkeit durchs Wasser. Im Umkehrschluss habe ich aber auch nicht sehr viel Reserve. Es folgen 50% der Nacht im Cockpit und 50% unter Deck. 



28.03.2025

NEUE ZEITZONE

Heutiges Reinigungsprogramm:

1)Vogelsch*** wegmachen
2)Küche blitz blank
3)Müllmanagement
4)Salon aufräumen
5)Cockpit reinigen

Mit einem ETMAL von 115sm kann ich nun wieder arbeiten. Nach getaner Arbeit am Vormittag passiert am Nachmittag nicht viel. Es gibt mal wieder Podcasts, Musik und eine Buch. 
Diesmal am Programm:
- Rollo Gebhard - Pazifik -Alaska
- Segelrouten diesser Welt 

Alles in allem fühle ich mich an diesem Tag ziemlich in der Mitte, einfach angekommen. Die Zeit scheint irgendwie relativ zu sein. Aufgrund einer zu starken Luvgierigkeit, reffe ich am Nachmittag das Groß einmal

Nach einem Schinken-Käsetoast geht es in eine unruhige Nacht, wo der Wind abflaut, die Segel immer wieder schlagen und der elektrische Autopilot ran muss. Schlaf ist leider Mangelware.





29.03.2025

Trotz einer sehr langsamen Nacht, kann sich das ETMAL mit 107sm doch noch sehen lassen. 
Ich baume die Genua ans Stb aus und berge mein Groß. Der Wind ist noch recht schwach, aber ich komme akzeptabel mit 3,5kt voran.  Gegen Nachmittag nehmen der Wind, aber leider auch die Welle zu. Recht heftig wird der Specht hin und her gewrofen und so hat auch die Windsteueranlage ihre liebe Not. 
Gerne möchte ich noch weiter südlich kommen, da dort der Wind einfach konstantet steht. Der Wetterbericht verspricht für die kommende Woche sportliche Bedingungen. 

1600UHR:
AIS ALARM 
Der Frachter "Cape Venture" passiert mich in 18sm Entfernung und Gott sei dank beruhigt sich die Welle ein wenig. 

Auch diese Nacht ist unruhig, da heftige seitlich einfallende Wellen den Specht arg vom Kurs abbringen und die Windsteueranlage dann doch eine Zeit braucht, bis sie uns wieder auf Kurs bringt. In den Kurzen Schlafphasen träume ich heftig! 





30.03.2025

Nun bin ich die längste Zeit auf See. Habe ich im Atlantik in der Zeit noch 2150sm zurückgelegt, sind es hier nun 1763sm. Die Halbzeit (2000sm) ruft bereits. 
Schaukelig vergeht der Tag und ich korrigiere den Kurs auf 285° und Segle nun platt vor dem Wind. 
Bei der Welle etwas angenehmer. 

Das neue ETMAL von 104sm ist kein Highight, aber aktzeptabel. 

Gegen Nachmittag wird die Welle immer heftiger. Auch der Wind geht auf 25kt in Böen und ich werde wildest hin und her geworfen. Das macht im Moment echt keinen Spass, aber es hilft nichts. Eine sportliche Nacht steht bevor. Einige Wellen spülen das Cockpit, fliegende Fische landen ohne Ende darin. 

In der zweiten Nachthälfte entspannt sich die Lage etwas und so finde ich doch noch etwes Schlaf. 





31.03.2025

In der Früh bin ich gerädert, aber zum Glück habe ich doch eine brauchbare Mütze Schlaf bekommen. Bin sehr verwundert, welche wirren Träume ich doch habe. 

Nun geht es endlich mal Kurs 270°. Den Spibaum entfernt, fällt der Wind raum ein und das Boot liegt mit gut Segeldruck einigermaßen stabil im Wasser. Im Norden von mir steht schlechtes Wetter. Gut zu erkennen ist die Wolkenbank. 
Die Welle nimmt wieder zu und der Specht wird zweimal komplett auf die Seite gelegt. 
Dabei platz mir eine Packung Müsli auf und beim "Flug" durch die Kabine beleidige ich mir mein Schulterblatt. Wenigstens passt das ETMAL vom Vortag mit 118sm ganz gut. 

Nach einigem Herumtüfteln habe ich eine gute Segelstellung für die Nacht gefunden. Die See beruhigt sich etwas und wieder "fliege" ich durchs Wasser. An diese Geschwindigkeiten über Nacht muss ich mich erst gewöhnen. Immer wieder knallen die Wellen gegen den Rumpf, aber das Boot hält die Spur.





01.04.2025

Heute bin ich sehr KO und extrem demotiviert irgendwas zu schreiben. Nachdem ich auch noch mein Müsli samt Milch im Salon verteile, brülle ich meinen Frust hinaus. 

Da verhilft mir ein gutes ETMAL von 124sm auch nur kurz zur besseren Laune. 

Ein Motivationsschub folgt beim Erreichen der 2000sden Seemeile. 

Ich telefoniere mit zu Hause, was ich sehr genieße. Sonst passiert nicht viel und ich hoffe auf genügend Schlaf die Nacht.  








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