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Anfahrt Iles des Saintes |
Am 20.02.2024 heißt es nun Dominica vorerst den Rücken zu kehren, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Bis zu meinem neuen Ziel, Iles des Saints, einer kleinen Inselgruppe im Süden von Guadeloupe sind es gerade einmal 20sm. Um 0630 heißt es Anker auf und "back to EU".
Etwas 4 Windstärken lassen den Specht bei Halbwind seinem Ziel flott näherkommen.
Von weitem sehen die kleinen Inseln sehr einladend aus und ich sollte recht behalten. Entgegen Dominica ist hier jedoch wieder um einiges mehr los und ich entscheide mich vor der Inselhauptstadt, Terre de Haut, den Anker zu werfen. Kreuzfahrtschiffe, Megayachten und jede Menge Segelboote säumen sich in der Bucht. Nach dem Einklarieren mache ich gleich einmal den Ort unsicher. Alles ist sehr schön angelegt und richtet sich in erster Linie an Tagestouriste, welche im Minutentakt mit diversen Fähren von der Hauptinsel ankommen. Die rauere Ostseite ist dann wirklich ein Spaziergang wert. Ein menschnleerer Strand, zugegeben mit recht viel angespühltem Sargossa und angrenzenden Klippen sind wirklich ein Hingucker.
Bereits am nächsten Morgen beschließe ich weiter zu ziehen, da alles sehr schön ist, mich jedoch nicht 100% packt. Mit dem Ziel in Richtung Pigeon Island, geht es unter Leichtwindtuch los, welches ich aber Aufgrund einer herannahenden Regenfront berge und die Genau im ersten Reff setze. Die ganze Aktion dauert rund 40min und danach ist mein Dampfer auch wieder vom Salz befreit. Abwechselnd unter Maschine und Leichtwindtuch geht es nun im Lee der Insel gen Norden. Erster Stopp ist die Bucht von Bouillante, wo ich mir ein Bild vom heißen Wasser aus einem Fluss machen möchte. Die Bucht selbst scheint mir persönlich nicht sehr attraktiv, aber das Schwimmen im teils wirklich heißem Wasser ist eine coole Erfahrung. Überall hängen auch Warnschilder bzgl. Verbrennungsgefahr. In dem Fall ist dies nicht übertrieben, sondern absolut richtig.
Danach geht es in die nur 2sm entfernte Bucht von Les Heures Saines gegenüber des kleinen Eilandes, Pigeon Island. Der Abend ist bereits hereingezogen, dennoch habe ich noch die Möglichkeit, einigen Meereschildkröten beim "Abendmahl" beizuwohnen. Sie sind für mich die definitiv gechilltesten Meeresbewohner. Die Bucht ist zudem bekannt für ihre große Schildkrötenpopulation und der schönen Unterwasserwelt auf Pigeon Island, welche zum Schnorcheln einlädt.
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Aufbruch von den Iles des Saintes |
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Les Heures Saines |
22.02.2024
Mein heutiges Ettappenziel wird ein Ankerplantz vor dem Örtchen Sainte Rose sein. Dieser befindet sich in einer Lagune im Nordwesten der Insel und soll umsäumt von Mangroven sein.
Als ich den Anker lichte, mache ich bereits im Westen eine tiefschwarze Wolkenfront aus. Also wieder mal Regen. Ich schalte mal das Radar an und ja, sie nähert sich und die trockene Reise nimmt nach 20 Minuten ihr Ende. Selten habe ich soviel Regen gesehen. Die Sicht gleich Null, der Wind aber ok mit 20kt+, lassen mich für gut 1h abwechselnd auf das Radar und das AIS schauen, da sich zu dem Zeipunkt doch einige Schiffe in meinem Umkreis befinden. Ich treffe die Entscheidung den Regen in Deshaies auszusitzen. Gegen Mittag endet das ganze Spektakel und nach einem Bier undeinem Kaffee geht es um 1400Uhr weiter. Leider vorerst unter Maschine. Die letzte Stunde kann ich dann doch unter Genua bis zur betonnten Einfahrt Segeln. Hier gilt es besonders den Tiefenmesser im Auge zu behalten, da ich zum Ende hin nur noch Wassertiefen von 2-3m habe.
Ein wirklich magischer Ort. Absolute Ruhe, null Welle und gut geschützt vor dem Wind.
Abends gönne ich mir noch ein kreolisches Gericht und erkunde ein wenig den Ort, welcher zugegebenermaßen etwas ausgestorben wirkt. Unzählige geschlossene Gaststätten dämpfen ein wenig die Stimmung. Vielleicht hat dabei auch die Pandemie ihre Finger im Spiel gehabt. Who knows?
23.02.2024
Gegen 1000 verlasse ich diesen schönen Ankerplatz, um unweit in der Lagune mein neues "Nachtlager" aufzuschlagen. Aus 2h direktem Weg werden es gut 5h hart am Wind Segeln. Bei der Einfahrt in der Lagune muss man teils höllisch aufpassen um nicht auf Grund zu laufen und gerade das difuse Licht macht es nicht wirklich einfacher. Dann aber bin ich an meinem Bestimmungsort angekommen und ich fühle mich echt alleine auf dem Planeten. Da ich mich hier in einem Naturschutzgebiet befinde, ist das Ankern verboten, aber es stehen kostenlose Bojen zur Verfügung. Also mache ich den Specht als einziger an einer Boje fest und genieße die absolute Ruhe hier drausen. Perfekt geschützt vom vorgelagerten Riffgürtel verbringe ich hier eine sehr entspannte Nacht.
24.02.2024
Um die Stimmung zu "konservieren" beschließe ich mal wieder in den Mast zu klettern und ein paar Fotos zu machen. Dabei muss ich leider feststellen, dass beide Unterwanten beschädigt sind. Es sind jeweils einzelne Drahtlitzen an der Pressung gebrochen. Ich bin ratlos, angefressen, nachdenklich habe ich das stehende Gut doch vor einem Jahr neu gemacht. Jetzt heißt es Pläne schmieden, wie es weitergehen soll. Leider habe ich hier drausen keinen Empfang und beschließe zum nächstgelegen Dorf zu motoren. Gut 6sm später fällt der Anker vor dem kleinen Ort Port-Louis.
Meine Optionen lauten wie folgt:
1) Ich bleibe auf Guadeloupe, in der Hoffnung neue Wanten zu bekommen. Dies würde bedeuten im Norden zu Ankern und auf dem Landweg in Richtung Pointe Pitre zu gelangen, oder per Seeweg wieder 60sm retour zu fahren.
2) Ich nehme Kurs auf Antigua (40sm) um dort einen Rigger zu kontaktieren. Das wäre auch unter Motor kein Problem.
3) Ich segle/motore nach St. Marteen um die Sache dort zu erledigen, wohlwissend, dass am 5.3 Besuch aus Österreich einfliegt.
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Los Spechtos von oben |
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mastclimbing |
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Lagune |
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Nur für mich |
Ich entscheide mich für die Variante drei und sichere beide Bruchstellen vorsorglich mit hochfestem Dyneema sowie einem zusätzlichen Tau ab. Sollte da also irgendwas brechen, sollte der Mast so keinerlei Schaden nehmen. Wind und Wetter sind sehr entspannt vorausgesagt. Also geht es gut vorbereitet am nächsten Tag los um die 142sm nach St. Marteen zu bewältigen.
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Verstärkt mit Dyneema |
Fortsetzung folgt und Bilder folgen sobald ich eine stabilere Internetverbindung habe!
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