Ab in die Karibik
Tag 1 - 28.12.2023
Zugeben, die Vorbereitungen, gerade was das Einkaufen betrifft, waren dann doch etwas mühsam, dennoch steige ich widererwarten gut ausgeschlafen, recht zeitig aus meiner Koje.
Noch schnell Brot besorgen und ein paar Vitamintabletten und dann sollt es das gewesen sein denke ich mir. Die letzten Escudos noch in ein Frühstück investiert, bringt mich dann ein Videotelefonat mit der Heimat doch etwas ins Grübeln. Irgendetwas in mir möchte nicht so recht, dass ich losstarte, zu ungewiss ist das, was da kommen mag. Ich schiebe die Gedanken zur Seite und hilf noch Martin und Judith beim Ablegen aus der Box und dem Anlegen an der Tankstelle.
Dann geht alles ganz schnell. Ich verabschiede mich, spring auf mein Boot und starte den Motor. Dank meines Stegnachbarn Dominique bekomme ich auch noch Erinnerngsfotos. Keine fünf Minuten später fahre ich aus der Box, dreh noch eine Runde bei der Tanke vorbei und dann geht es raus.
Keine Ahnung, was ich in dem Moment verspüre, auch noch nicht wirklich realisiert, dass dieser Törn doch recht lange dauern wird, vielleicht länger als drei Wochen, bei schwachen Bedingungen.
Ich setze in der Düse zwischen Santo Antao und Sao Vicente die Genua. Dicht hinter mir die "Spindrift of Hamble" welche ebenso unter ausgebaumter Genua dahinrauscht.
Es geht in die erste Nacht, recht unspektakulär gibt es Nudel mit Pesto rosso und plötzlich ist der Wind futsch. Jetzt bin ich in der Abdeckung von Santo Antao. Also nochmals den Diesel starten und 1,5h später pfeifen konstante 15-20kt NO. Leider ist mir etwas flau im Magen und die Schlafperformance war auch schon besser. Das liegt an der von Reflexionen und Überlagerungen gebeutelten See.
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"Spindrift of Hamble" |
Tag 2 - 29.12.2023
Ziemlich erledigt krieche ich aus meiner Koje, um meinen morgendlichen Kaffee und die obligatorische Schüssel Müsli zu mir zu nehmen. Zudem habe ich 21 riesige Orangen an Bord. Das heißt, jeden Tag gibt es in der Früh frisch gepessten Orangensaft und, wenn keine mehr da sind, sollte ich in der Karibik sein.
Den ganzen Tag fühle ich mich schlapp und verbringe 90% dösend im Cockpit. Konstante 4-5 WIndstärken lassen den Specht prächtig durch das Wasser pflügen.
Toast zu Mittag, Tofugeschnetzeltes am Abend, ja es dreht sich der halbe Tag um das Essen und ein paar Funkgespräche mit der "Spindrift of Hamble" später neigt sich der Tag schon dem Ende.
Gedanken zum Tag: - Abhaken und weiter
+ stolz, dass ich trotz meines Magens gekocht habe.
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First sunrise |
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Ausgebaumte Genua |
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Wilson on Tour |
Tag 3 -30.12.2023
"Ein Vormittag wie aus dem Bilderbuch" notiere ich im Logbuch. Feine 4 Beafort NO und eine sanfte Dünung lassen mich entspannt in den Tag starten. Zudem hat sich mein Magen beruhigt und nachdem ich wieder die paar Kamikaze Flieger, damit sind die fliegenden Fische gemeint, von Deck schmeiße gibts obendrein noch ein Kübeldusche. Etwas stutzig machen mich aber die spürbaren Vibrationen der Windsteueranlage bei schnellerer Fahrt, als ich dann doch das Vorsegel verkleinere, da Wind und Welle zugenommen habe.
Ein weiteres Highlight besteht darin, dass ich meinen ersten Mahi Mahi (Goldmakrele) gefangen habe. Zugegeben, es gibt lustigere Dinge, als einen Fisch im schaukelnden Cockpit zu filetieren, aber ein Youtube Video und ein Messerschleifer von Judith tragen das ihre dazu bei, dass es diesmal besser klappt. Der Mahi Mahi ist für mich einer der besten Speißefische und so landen die ersten beiden Filetstücke in der Pfanne. Nach einem kleinen Filmabend und abschwächendem Wind und Welle gehts in die Koje.
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Erster Mahi Mahi (60cm) |
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Mahlzeit |
Tag 4 - 31.12.2023
Ja es ist Silvester, doch davon merke ich hier nicht wirklich viel. Korrigiere den Kurs etwas nach Süden, damit ich besser vor den Wellen ablaufen kann.
Um 1000 Uhr meldet sich Martin über UKW bei mir. Ich habe sie auf dem AIS verloren. Leider bemerke ich, dass das GPS Signal immer wieder gestört ist und ich meine Position somit nich senden kann. Sie sind 40sm von mir entfernt, weiter im Norden, defür etwas weiter im Westen. Wir wünschen uns noch einen Guten Rutsch und tauschen Wetterinfos aus. Wie vorhergesagt, wird der Wind am Nachmittag schwächer, was mich veranlasst das "Zirkuszelt" zu setzen. Das benötigt eine gefühlte Ewigkeit, doch dann fliegt es. Nach Durchsicht der Montageanleitung meines Windpiloten fällt mir auf, dass ich die Neigung des Pedelruders etwas verändern muss. Zweifach gesichert geht es mit einem Imbus bewaffnet auf die Badeplattform und 20min später ist das ganze Werk zu Ende.
Ich hoffe damit werden die Vibrationen ein Ende haben.
Den Abend vebringe ich damit, meinen engsten Freunden und Verwandten einen Guten Rutsch zu wünschen (mittels Inreach) und verschlafe auch noch prombt den Neujahrsbeginn. Naja soll schlimmeres geben.
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Stimmung Gut |
Tag 5 - 1.1.2024
Der Tag begrüßt mich mit Sonne und 3 Windstärken aus ONO. Es is angerichtet für die Kübeldusche und wie es der Teufel so will hat Neptun nun den Eimer. Der löst sich nämlich vom Seil und weg ist er. Gott sei Dank gibt es einen zweite Eimer an Bord und so wird kurzerhand DIY eine neue Kübeldusche gezaubert. Leider lässt der Wind an dem Tag zu sehr nach und das Schlagen selbst des Leichtwindsegels wird einfach zu heftig. Also werfe ich für 3h den Jokl an, ehe sich wieder eine brauchbare Brise einstellt.
Erstmals macht sich etwas Lustlosigkeit und Demotivation breit.
Gedaken zum Tag:
"Des is jo noch eeewig..."
"Gerade keine Lust...."
Mit einem Espresso und ein wenig Gitarre Klimpern komme ich auf andere Gedanken und belohne mich danach noch mit einem weißen italienischen Speck.
Abends gibts Rösti und der Wind wird auch konstanter.
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Kübeldusche |
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Vormittagsjause |
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Abendstimmung |
Tag 6 - 2.1.202
Bei meiner routinemäßigen Kontrolle der Wanten/Stagen und den dazugehörigen Beshlägen fällt mir eine kleine Kerbe an einer Pressung auf. Dabei handelt es sich um die backbordseitige Oberwant. Kann mir keinen Reim draus machen, aber es beunruhigt mich, ist das Ding doch ziemlich wichtig, dass der Mast ordentlich steht.
Da ich für etwaige gebrochene Verstagungen ein Stück dynema und Edelstahl Klemmen an Bord habe, ist die Stelle ziemlich rasch zuätzlich gesichert. Ich kontaktiere ein paar Segelfreunde via Inreach und wir kommen zu dem Entschluss, dass ich soweit nichts weiteres tun kann. Nachdem der Wind von hinten ins Segel drückt, ist die Last ohnehin nicht die höchste.
Der restiche Tag verlauft wieder minutiös getaktet:
Hörbuch Vormittags
Rösti zu Mittag
Last one Laughing zur Siesta
1500 Kaffeezeit+Gitarre klimpern
1600 Gammeln
1700 Nudel Kochen
1830 Nudel mit Bolgnesesauce essen
Danach Reff1
2130 Gute Nacht
Gedanken zum Tag
- Hab mir die Atlantikwelle gleichmäßiger vorgestellt
-Strecke scheint noch endlos
+ Gitarrespielen hebt die Stimmung
+ Kann mich gut zum Kochen motivieren
+ Nächstes Zwischenziel -> "halftime show"
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Morgenritual Orangensaft |
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Wichtig, dass dia Jause locht |
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Klimpern hilft um auf andere Gedanken zu kommen |
Tag 7 - 3.1.2024
Habe wieder sehr gut geschlafen und fühle mich sehr erholt. Mir fällt auf, dass ich seit dem 3ten Tag nun kein Schiff mehr am AIS ausgemacht habe. "Kein Mensch do herausn"
Mich erreicht die tägliche Nachricht und sie haben sich bereits rund 90sm abgesetzt.
1015: Entwarnung! Die Kerbe an der Pressung ist kein Riss, sondern einfach eine Riefe, welche anscheinend beim Pressvorgang entstanden ist. Alle anderen Pressungen weisen nach erneuter Durchsicht gleiche Kerben auf. Also wieder runter mit den Klammern und dem Dynema und ich kann aufatmen.
Es wird wieder mal gekübelt und danach die obligsatorische Vormittagsjause einverleibt.
Diesmal: Vollkornbrot mit Thunfischaufstrich und Paprika -> ein Gedicht.
Zudem beende ich mein erstes Hörbuch "Zwetschkendatschikomplott"
Fortuna ist heute leider nicht auf meiner Seite. 3 Mahis gehn mir vom Haken. Dazu 4 "Fake Bisse" wo ich genau Seegras fische.
Um 1917 rolle ich die Genua aufs erste Reff und um 2032 aufs 2te. Wind ist genug und leider entwickelt sich eine elendige Kreuzsee, was mich ziemlich um den Schlaf bringt, den Specht schmeißt es hin und her, ist quasi ein Spielball vom Ozean und ich wechsle etwas entnervt um 0330 Uhr auf den Boden und kann dort dann etwas Schlaf finden.
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Dinner with a view |
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Alles wieder auf Anang |
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