Montag, 25. Dezember 2023

Kapverden die Dritte - Mindelo


"Wer Mindelo nicht geshen hat, der hat die Kapverden nicht gesehen", so lautet ein Sprichwort, welches sich später dann doch als absolut zutreffend herausstellen wird. 


Also nachdem der Anker in der Bucht von Mindelo gefallen heißt es mal etwas ausrasten. Ich fühle mich schon den ganzen Tag eher madig und matt. Vieleicht brühte ich etwas aus, man weiß es nicht. Zum guten Schluss entscheide ich mich dann, trotz meines bescheidenen Zustandes, das Unterwasserschiff mal etwas aufzuhübschen. Also rein in den Neopren und mit Spachtel und Bürste bewaffen. An sich vom Bewuchs her recht ok, einzig eine tiefgrüne Algenkultur am Wasserpass erweist sich als hartnäckiger Gegner. Nach 30min beende ich das ganze Prozedere und widererwarten geht es mir nun körperlich deutlich besser. Da hat der Kopf wohl einmal eine Abkühlung gebraucht. ;)

Die Stunde darauf entscheide ich mich dann doch noch an diesem Tag in die Marina zu gehen. 

Einmal dort festgemacht und über die Stege gelatscht, zieht mich der Segelspirit voll in seinen Bann. Es herrscht überall gute Laune, die Leute sind super gesprächig un kommen aus allen Herren Ländern, vorwiegend jedoch Franzosen. Leider beschränken sich meine Sprachenntnisse dabei auf das Minimum, was gewisse Konversationen recht spannend werden lassen. Zentrum,in der von einem Deutschen gefühten Marina ist definitv die "Floating Bar". Der Treff für alle Yachties. Reichliche Auswahl an Getränken und eher "fastfood"-lastiges Essen (aber sehr gut) inkl. flottem WLAN lassen kaum Wünsche offen. 

Im Hintergrund die Floating  Bar

Der Kollege geht an der Leine

Aufgrund des Starkwindes rollt selbst hier eine Dünung in die Bucht, welche die Boote und Stege nur so tanzen lassen. Gott sei Dank habe ich mir noch in Gibraltar ein Paar Ruckdämpfer besorgt - Balsam für die Seele, wenn es um Material und Schlaf geht ;).

Nun zu Mindelo selbst:

Die Kulturhauptstadt der Kapverden und Iselhauptstadt von Sao Vicente ist bunt, quirrlig und versprüht einen ganz besonderen Charme. Aber auch hier möchte ich die ganze Sache etwas kritischer betrachten. Soll heißen, auch hier gibt es nicht viel Arbeit, die Löhne sind mit durchschnittlich 150€ sehr gering und daraus resultiert eine hohe Anzahl an Menschen, welche einen dauernd um Zigaretten, Geld oder Sonstiges anbetteln. Anfangs bin ich hier und da noch eingeknickt, aber durch Austausch mit den Locals weiß ich nun, dass man hier niemals Geld oder Zigarrettn gibt. Maximal etwas zu trinken oder zu essen. Die ganze Sache ist aber längst nicht so schlimm, wie sie sich anhört. Ein bestimmendes "No" und schon ist Schluss. Andererseits gibts auch wieder ziemlich coole Typen, wie zum Beispiel "mein" Rastaman. Keine Ahnung, wie der Typ heißt, aber ich nenn ihn immer Rastamann und er hat kein Problem damit. Er führt mich in der Stadt herum, zeigt mir, wo man günstig einkaufen kann und unterstützt auch mal gern beim Handeln, da auch am Gemüsemarkt versucht wird eine Touritaxe oben drauf zu legen. 

Stadtstrand "Praia da Laginha"

Markthalle

Regierungsgebäude - dezente Farbe ;)

Die Preise sind teils lächerlich günstig. So gönne ich mir am Marktplatz hier und da das Nationalgericht der Kapverden (Cachupa) inkl. einem kleinen Bier und zahle dafür gerade mal 350Escudos (rd. 3,5€).

Cachupa linguica

Ich bin im Nachhinein froh bereits große Mengen in Las Palmas gebukert zu haben, da die Versorgungslage hier eher mau ausfällt und zudem dann noch irrsinnig teuer ist. 

Gott sei Dank gibt mir Bruno, ein italienischer Abenteurer den Tipp, dass es hier auch einen Laden gibt, der als solcher kaum zu erkennen ist, aber original italienische Lebensmittel vertreibt. Halleluja und danke Bruno.

Die Tage vergehen wie im Flug. Endlich hatt sich der Sandsturm gelegt und nun kann ich Sao Vicente mal in voller, ungetrübter Pracht genießen. Also mal das Boot putzen und die Sachen auf Vordermann bringen. 

Am 23.12 steht dann ein Besuch der Nachbarinsel Santo Antao am Plan. Ein absolutes Muss, wie mir jeder mitteilte. Also mal rauf auf die Fähre, die vollgepackt mit Einheimischen ist, welche den Weihnachtsurlaub auf der Nachbarinsel verbringen. 

Windstärke 7 und eine freche Welle in der Düse, lassen einigen Passagieren im Kollektiv wieder deren Frühstück hockommen. 

Angekommen in Porto Novo scharen sich unzählige Taxler um mich, um mir eine Fahrt anzubieten. 

Dabei ist zu erwähnen, dass es feste Taxi- und Sammeltaxitarife gibt. So versuchen dir die Kollegen schon mal 50€ für die Fahrt anzubieten, im Endeffekt handle ich die ganze Sache auf 6€ runter. Das musste ich aber auch erst lernen. 

Kurzum die Insel ist ein absoluter Wahnsinn. Wilde Berghänge und Klippen steigen empor. Alles ist vulkanisch, der Süden trocken und der Nordwesten extrem fruchtbar. Dort wird er Großteil der Früchte und des Gemüses für die Kapverden angebaut. Einfach irre, welche Hänge da bebaut werden. Ich bedauere sofort, nur einen Tag auf der Insel zu sein. Wenn man gerne wandert, ist dieser Flecken Erde ein Paradies.

Abfahrt

Hafen - Porto Novo

Endlich Berge

Ponta do Sol


Ich schaue mir ein paar Küstenorte, sowie das malerische Dorf "Fontainhas" an, welches mich ein wenig an Machu Pichu erinnert. 

Weihnachtsmarkt in Ribiera Grande

Westküste

Einfache Siedlung

Fontainhas

Ein Traum






Die Hauptegenzeit ist hier im September und Oktober, dann erstrahlt die Insel in Grün und es gibt Wasserfälle wohin das Auge reicht. 

Leider heißt es um 1700 wieder Abschied nehmen und ab zurück nach Mindelo. 

AM 24.12 geht es mit Bootreinigung und Vorbereitungen weiter eher ich gegen Mittag mal ganz entspannt die Arbeit einstelle und genau nichts tue. 

"Probekochen"

Merry Xmas

Am Abend sitze ich gemeinsam mit Martin und Judith von der "Spindrift of Hamble" in der Floating Bar und wir fröhnen dem Weihnachtsmenü. 

Um 2200 geht es ab in die Koje und so neigt sich ein teifenentspannter Weihnachtsabend dem Ende zu. 

Nun heißt es aber vollen Fokus auf die Abreise. Das Boot ist soweit ready. Noch Proviant und Wasser, sowie etwas Routenplanung und dann soll es eigentlich losgehen. 

In meinem Kopf schwirren unterschiedliche Gedanken herum, von großer Vorfreude, bis mächtigem Respekt vor der bis dato längsten Etappe und meinem bis dahin größten Meilenstein. 

Stay tuned und Fotos vom Ort folgen noch! 


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