Genau am 16.82023 habe ich die Leinen in Monfalcone gelöst. Wie schnell die Zeit doch vergangen ist. Vieles habe ich bis dato erlebt, gute und weniger gute Zeiten hinter mich gebracht, viele Herausforderungen gemeistert und unheimlich viel gesehen.
Das große Ziel, einen Ozean auf eigenem Kiel zu überqueren habe ich erreicht. Seit der quasi "Sommerpause" in der Karibik komme ich schwer ins Grübeln wie es doch weitergehen wird und ganz ehrlich, so 100% sicher bin ich mir da noch nicht. Aber dazu später mehr.
In den folgenden Zeilen möchte ich ein kleines Frage-Antwortspiel niederschreiben, um einen Eindruck vom vergangenen Jahr zu vermitteln.
Bin ich mit der Wahl meines Schiffes nach wie vor zufrieden?
JA! Ich muss wirklich sagen, dass ich mein schwimmendes zu Hause wirklich lieben gelernt habe. Klar gibt es Dinge die verbesserungswürdig wären. Aber die Seegängigkeit ist meines Erachtens sehr gut, das Schiff ist robust und die größe ist für mich perfekt. Klar hätte ich hier und da gern ein schnelleres Schiff, einen Wassermacher oder einen Gefrierschrank. Aber alles in allem bin ich nach wie vor sehr zufrieden.
Was mag ich am Schiff am meisten?
Ganz klare Nummer 1 ist die Windsteueranlage. Ich liebe einfach das Gefühl ohne Strom und ganz mit der Kraft des Windes mein Schiff auf Kurs zu halten.
Das große Cockpit. Auch wenn die Radsteuerung etwas platz einnimmt. ist für ein 30ft Schiff massiv Platz.
Die Küchenzeile. Entgegen der Originalaufteilung hat der Vorbestzer die Pantry vergrößert, zum Leidwesen einer Koje, aber die gewonnene Arbeitsfläche macht das alles wett.
Was stört mich?
Ganz klar die schlechte Durchlüftung. Das liegt zum einen, daran, dass ich nur eine große Dachluke im Vorschiff habe (klar noch eine um Bad, aber da ist die Türe zu 99% geschlossen) und dass meine Sprayhood mit fixer Scheibe keine Lüftung hat und sich die Luft im Cockpit derart aufheizt, dass es manchmal nicht zum Aushalten ist.
Kein Bimini. Leider verfügt mein Boot über kein Bimini. Klar habe ich eine Plane, welche ich aber bei Verwendung des Großsegels nicht nutzen kann.
Mein Beiboot: Gut, an sich hat es mich überall hingebracht. Die Frage ist nur wie. Ich liebe die größe und das geringe Gewicht. Aber ein Lattenboden ist nicht optimal. Da wäre ein Dingy mit V-Kiel (aufblasbar) besser.
Was schätze ich am meisten am Bootsleben?
Die Tatsache, dass ich auf so wenig Platz eigentlich alles habe, was ich brauche. Es ist eben das Gefühl der Autarkie, welches mir irrsinnig gut gefällt. Daraus resultiert auch das Gefühl der absoluten Freiheit.
Was nervt mich am meisten am Bootsleben?
Die Hitze unter Deck und im Cockpit und das teilweise sehr umständliche Proviantieren.
Was hat mich bis jetzt am meisten herausgefordert?
Ganz klar die Etappe von Gibraltar nach Lanzarote.
Welche gegenden haben mir bis Dato am besten gefallen?
Da muss ich etwas ausholen und aus verschieden Perspektiven beurteilen.
Lieblingsland: Kolumbien
Schönste Reviere: BVIs + Tobago Cays
Lieblingsinseln: Dominica, St. Marteen, Montserrat, Kapverden
Was blieb mir negativ in Erinnerung?
Aruba, St. Barths
Die Zeit auf den ABC Inseln war keine leichte für mich. Nachdem viele liebgewonnen Menschen die Karibik verliesen und die Hurricane Saison anstand, bin ich ein wenig in ein "Loch" gefallen und habe vieles angezweifelt.
Genau in solchen Momenten wünscht man sich dann eine zweite Person an Bord.
Was ist die größte Herausforderung beim Solosegeln?
Für mich ist es ganz klar der Umgang mit der Langeweile und das Schlafmanagement. Zudem ist es emotional nicht immer einfach, niemanden zu haben, bei dem man sich mal auskotzen, aber auch seine schönen Momente teilen kann.
Was ging am Schiff alles zu Bruch?
Ich musste einen neuen UV-Schutz an der Genua nähen lassen. Beide Unterwanten mussten getauscht werden. Mein Sonnensegel hat es zerlegt Mein Außenborder wurde gestohlen. Das waren im großen und ganzen die kostspieligen Reparaturen, welche notwendig waren. Klar kommen regelmäßige Wartungarbeiten, wie Motorservice, das Wechseln diverser Leinen, der Kauf von LEDs etc. hinzu.
Ich habe mein Boot getreu dem Motto "Kiss - keep it stupid simple" ausgestattet. Wo nicht viel ist, kann auch nicht viel kaputt gehen. ;)
Doch nun die Frage aller Fragen: WIe geht es eigentlich weiter?????
Gleich mal vorweg, ja, ich werde noch ein weiteres Jahr unterwegs sein. Es ist vielmehr die Sache: "Whats next?"
Grundsätzlich gibt es zwei Varianten:
1) Ich segel noch ausgiebig bis in den Mai hier in der Karibik bis zu den Bahamas und setze danach Kurs Richtung Europa.
2) Ich wage den Schritt in neue Gewässer, den Pazifik.
Ad1:
Ich mag es irrsinnig, DInge zu Ende zu bringen und es gibt auch noch in Europa genug zu entdecken.
Ad2:
Der Panamakanal ist irrsinig teuer. Gut 3000USD muss man für die Passage rechnen. Der Pazifik wäre eine große Challenge für mich und gerade die Südsee lockt. Dennoch ist es so was wie ein Point of no return. Klar schlummert der Traum von der Weltumsegelung.
Was lässt mich zweifeln?
Ad1: Dass ich zu Hause ankomme und mir denke: "Hätte ich doch!"
Ad2: Die finanzielle Lage und irgendwie der Gedanke, dass die Sache wohl noch 2 Jahre dauern wird, bis ich meine Kurslinie kreuze, was mir zum derzeitigen Stand doch lange erscheint.
Aber jetzt gehts mal heim! Vom 17.9-22.10 nehme ich mir eine Auszeit um das Erlebte auch aus der ferne etwas zu reflektieren, Freunde und Familie zu sehen und mit etwas Abstand meinen Plan für das kommende Jahr fixieren.
Derzeit steht Woodpecker 2 in Puerto Velero (nahe Barranquilla) an Land. Ein dezenter "Lost Place", dafür günstig und einen Pool gibts auch. Leider hat sich an ein paar Stellen der Antifouling Aufbau von der Sperrschicht gelöst. Gut ich könnte das behelfsmäßig kitten, aber eine profunde Lösung ist das nicht. Also runter mit dem ganzen Zeug und neu Aufbauen.
Die letzten Tage habe ich damit verbracht, mein schwimmendes Heim innen auf den Kopf zu stellen und durch zu reinigen. Bei 35°C und enormer Luftfeuhtigkeit nicht besoners lustig, aber es gehört dazu. Habe keine Lust, dass während meiner Abwesenheit irgendwelche Kolonien, welcher Art auch immer, im Schiff gedeien. Im Anschluss folgen noch 13 Bilder aus 13 Monaten Segelleben. Per GPS wurden bis dato rund 9000sm geloggt!
![]() |
August23 - Abschied von Izola |
![]() September23 - Einsam auf Menorca |
![]() |
Oktober23 - Gibraltar |
![]() |
November23 - Vorbereitungen in Las Palmas |
![]() |
Dezember23 - Mindelo (Kapverden) |
![]() |
Jänner24 - Barbados - "Ich bin da!" |
![]() |
Februar24 - Martinique |
![]() |
März24 - BVIs |
![]() |
April24 - St. Marteen |
![]() |
Mai24 - Saint Lucia |
![]() |
Juni24 - Curacao |
![]() |
Juli24 - Aruba |
![]() |
August24 - Kolumbien |
![]() |
September24 - Zwischenstopp Puerto Velero (Kolumbien) |
![]() |
I frei mi auf daham! Peace Skippy |