Sonntag, 15. September 2024

Ein Jahr unterwegs - Fazit!

Genau am 16.82023 habe ich die Leinen in Monfalcone gelöst. Wie schnell die Zeit doch vergangen ist. Vieles habe ich bis dato erlebt, gute und weniger gute Zeiten hinter mich gebracht, viele Herausforderungen gemeistert und unheimlich viel gesehen. 

Das große Ziel, einen Ozean auf eigenem Kiel zu überqueren habe ich erreicht. Seit der quasi "Sommerpause" in der Karibik komme ich schwer ins Grübeln wie es doch weitergehen wird und ganz ehrlich, so 100% sicher bin ich mir da noch nicht. Aber dazu später mehr. 


In den folgenden Zeilen möchte ich ein kleines Frage-Antwortspiel niederschreiben, um einen Eindruck vom vergangenen Jahr zu vermitteln. 


Bin ich mit der Wahl meines Schiffes nach wie vor zufrieden?

JA! Ich muss wirklich sagen, dass ich mein schwimmendes zu Hause wirklich lieben gelernt habe. Klar gibt es Dinge die verbesserungswürdig wären. Aber die Seegängigkeit ist meines Erachtens sehr gut, das Schiff ist robust und die größe ist für mich perfekt. Klar hätte ich hier und da gern ein schnelleres Schiff, einen Wassermacher oder einen Gefrierschrank. Aber alles in allem bin ich nach wie vor sehr zufrieden. 


Was mag ich am Schiff am meisten?

Ganz klare Nummer 1 ist die Windsteueranlage. Ich liebe einfach das Gefühl ohne Strom und ganz mit der Kraft des Windes mein Schiff auf Kurs zu halten. 

Das große Cockpit.  Auch wenn die Radsteuerung etwas platz einnimmt. ist für ein 30ft Schiff massiv Platz. 

Die Küchenzeile. Entgegen der Originalaufteilung hat der Vorbestzer die Pantry vergrößert, zum Leidwesen einer Koje, aber die gewonnene Arbeitsfläche macht das alles wett. 

 

Was stört mich?

Ganz klar die schlechte Durchlüftung. Das liegt zum einen, daran, dass ich nur eine große Dachluke im Vorschiff habe (klar noch eine um Bad, aber da ist die Türe zu 99% geschlossen) und dass meine Sprayhood mit fixer Scheibe keine Lüftung hat und sich die Luft im Cockpit derart aufheizt, dass es manchmal nicht zum Aushalten ist. 

Kein Bimini. Leider verfügt mein Boot über kein Bimini. Klar habe ich eine Plane, welche ich aber bei Verwendung des Großsegels nicht nutzen kann. 

Mein Beiboot: Gut, an sich hat es mich überall hingebracht. Die Frage ist nur wie. Ich liebe die größe und das geringe Gewicht. Aber ein Lattenboden ist nicht optimal. Da wäre ein Dingy mit V-Kiel (aufblasbar) besser. 


Was schätze ich am meisten am Bootsleben?

Die Tatsache, dass ich auf so wenig Platz eigentlich alles habe, was ich brauche. Es ist eben das Gefühl der Autarkie, welches mir irrsinnig gut gefällt. Daraus resultiert auch das Gefühl der absoluten Freiheit. 


Was nervt mich am meisten am Bootsleben? 

Die Hitze unter Deck und im Cockpit und das teilweise sehr umständliche Proviantieren. 


Was hat mich bis jetzt am meisten herausgefordert?

Ganz klar die Etappe von Gibraltar nach Lanzarote. 


Welche gegenden haben mir bis Dato am besten gefallen?

Da muss ich etwas ausholen und aus verschieden Perspektiven beurteilen. 


Lieblingsland: Kolumbien

Schönste Reviere: BVIs + Tobago Cays

Lieblingsinseln: Dominica, St. Marteen, Montserrat, Kapverden


Was blieb mir negativ in Erinnerung?

Aruba, St. Barths 

Die Zeit auf den ABC Inseln war keine leichte für mich. Nachdem viele liebgewonnen Menschen die Karibik verliesen und die Hurricane Saison anstand, bin ich ein wenig in ein "Loch" gefallen und habe vieles angezweifelt. 

Genau in solchen Momenten wünscht man sich dann eine zweite Person an Bord. 


Was ist die größte Herausforderung beim Solosegeln?

Für mich ist es ganz klar der Umgang mit der Langeweile und das Schlafmanagement. Zudem ist es emotional nicht immer einfach, niemanden zu haben, bei dem man sich mal auskotzen, aber auch seine schönen Momente teilen kann. 


Was ging am Schiff alles zu Bruch?

Ich musste einen neuen UV-Schutz an der Genua nähen lassen. Beide Unterwanten mussten getauscht werden. Mein Sonnensegel hat es zerlegt Mein Außenborder wurde gestohlen. Das waren im großen und ganzen die kostspieligen Reparaturen, welche notwendig waren. Klar kommen regelmäßige Wartungarbeiten, wie Motorservice, das Wechseln diverser Leinen, der Kauf von LEDs etc. hinzu. 

Ich habe mein Boot getreu dem Motto "Kiss - keep it stupid simple" ausgestattet. Wo nicht viel ist, kann auch nicht viel kaputt gehen. ;)


Doch nun die Frage aller Fragen: WIe geht es eigentlich weiter?????


Gleich mal vorweg, ja, ich werde noch ein weiteres Jahr unterwegs sein. Es ist vielmehr die Sache: "Whats next?"


Grundsätzlich gibt es zwei Varianten:


1) Ich segel noch ausgiebig bis in den Mai hier in der Karibik bis zu den Bahamas und setze danach Kurs Richtung Europa.


2) Ich wage den Schritt in neue Gewässer, den Pazifik.


Ad1: 

Ich mag es irrsinnig, DInge zu Ende zu bringen und es gibt auch noch in Europa genug zu entdecken. 


Ad2: 

Der Panamakanal ist irrsinig teuer. Gut 3000USD muss man für die Passage rechnen. Der Pazifik wäre eine große Challenge für mich und gerade die Südsee lockt. Dennoch ist es so was wie ein Point of no return. Klar schlummert der Traum von der Weltumsegelung.


Was lässt mich zweifeln?

Ad1: Dass ich zu Hause ankomme und mir denke: "Hätte ich doch!"


Ad2: Die finanzielle Lage und irgendwie der Gedanke, dass die Sache wohl noch 2 Jahre dauern wird, bis ich meine Kurslinie kreuze, was mir zum derzeitigen Stand doch lange erscheint. 

Aber jetzt gehts mal heim! Vom 17.9-22.10 nehme ich mir eine Auszeit um das Erlebte auch aus der ferne etwas zu reflektieren, Freunde und Familie zu sehen und mit etwas Abstand meinen Plan  für das kommende Jahr fixieren.


Derzeit steht Woodpecker 2 in Puerto Velero (nahe Barranquilla) an Land. Ein dezenter "Lost Place", dafür günstig und einen Pool gibts auch. Leider hat sich an ein paar Stellen der Antifouling Aufbau von der Sperrschicht gelöst. Gut ich könnte das behelfsmäßig kitten, aber eine profunde Lösung ist das nicht. Also runter mit dem ganzen Zeug und neu Aufbauen. 

Die letzten Tage habe ich damit verbracht, mein schwimmendes Heim innen auf den Kopf zu stellen und durch zu reinigen. Bei 35°C und enormer Luftfeuhtigkeit nicht besoners lustig, aber es gehört dazu. Habe keine Lust, dass während meiner Abwesenheit irgendwelche Kolonien, welcher Art auch immer, im Schiff gedeien. Im Anschluss folgen noch 13 Bilder aus 13 Monaten Segelleben. Per GPS wurden bis dato rund 9000sm geloggt! 

August23 - Abschied von Izola




September23 - Einsam auf Menorca

Oktober23 - Gibraltar


November23 - Vorbereitungen in Las Palmas

Dezember23 - Mindelo (Kapverden) 
- Ich
Jänner24 - Barbados - "Ich bin da!"

Februar24 - Martinique  

März24 - BVIs


April24 - St. Marteen

Mai24 - Saint Lucia 

Juni24 - Curacao

Juli24 - Aruba

August24 - Kolumbien

September24 - Zwischenstopp Puerto Velero (Kolumbien)




I frei mi auf daham! Peace Skippy

Freitag, 13. September 2024

Auf den Spuren von Pablo Escbar - Medellin

Medellin

"Eine Busfahrt die ist schön....!" Nachdem uns ein Local den Weg zum größten Busbahnhof, den ich je gegehen habe, gezeigt hat, geht es um 2200 Uhr mit der Nightline in Richtung Medellin. Für die knappen 450km soll der Bus doch die ganze Nacht benötigen! 


Sonntag 25.8.2024


Um 0630Uhr kommen wir schließlich in Medelin an und nach zwei Tintos (kleine Kaffees) geht es mit der Metro, welche in Wirklichkeit eine Hochbahn ist in Richtung Unterkunft, dem Hotel Mandala im Stadteil La Candelaria. Wie wir feststellen müssen, dem mitunter gefährlichsten in Medellin. Na bravo, daher kommen die knapp 10€ inkl Frühstück und Person ;)

Den Rucksack dort verstaut, da wir erst um 1500Uhr einchecken können, geht es gleich in Richtung des historischen Zentrums des Viertels. Pünktlich zum Start der Sonntagsmesse zieht es uns dann in das Viertel el Poblado. Der erste Eindruck is generell etwas ernüchternd. Zuviele Obdachlose gibt es auf Medelins Straßen. 

Centro Hostorico

Man beachte, wo die Patina fehlt :)

Skulpturenpark

Diese Bilder prägen diesen Ortsteil :(

Catedral Metropolitana


Idee für hiesige Rüsthäuser ;)


Galt zu Zeiten Pablo Escobars noch als gefährlichste Stadt der Welt, ist die Stadt des ewigen Frühlungs nun wirklich hip und zählt mitunter zu den beliebtesten Städten Kolumbiens. 

Leider werden wir von El Poblado aber enttäuscht. Zu touristisch, kaum Südamerikanisches Flair, zu sehr auf amerikanische Reisende ausgelegt und obendrein richtig teuer. Gerald geht es garnicht gut und muss sich unterwegs "oral" erleichtern. Er schwitzt viel und hat Mühe sich auf den Beinen zu halten. Auch bei mir beginnen ähnliche Symptome. 




Kurzfassung: Was folgt sind 24h mit Fieber und Ausscheidungen aus allen Körperöffnungen. Zum Glück haben wir ein Hotel. Nach 36h und jedermenge Wasser, Cracker und elektrolytischen Getränken, hat sich unser Zustand gebessert, auch wenn wir noch recht schwach auf der Brust sind. 

Quelle: https://tenor.com/bVFcZ.gif


Dienstag 27.8.2024

In Guatape is sche. 

Wieder halbwegs bei Kräften nehmen wir einen Bus ins 2h entfernte Guatape. Nicht aber ohne zuerst den berühmten "Piedra de Penol" zu besteigen. Unser Zustand wird zushends besser, sodass wir die 750 Stufen bis zur Plattform vernünftig bewältigen können. Ich vergleiche den Monolithen mit einer kleinen Version des Zuckerhuts und die Aussicht oben ist atemberauben. Generell ist die Gegend hier wunderschön und der rund 10km² große Stausee trägt seines dazu bei. Einfach herrlich! 

Vorallem das Klima hier ist ein Traum was natürlich auch an den knapp 1900m liegen mag. 

Piedra de Penol

750 Stufen ;)

El Mirador

Der Stausee als Naherholungsgebiet


Weiter gehts esin Richtung Guatape. Wir beschließen die 4km zu spazieren, um an unserer Fitness zu arbeiten, anstatt eines der Unzähligen Tuc Tuc´s zu nehmen oder mit dem Boot zu fahren. 

Zuckerhut 2.0




Kurz vor dem Zentrum haben wir einen netten Plausch mit einem Einheimischen, welcher zum Glück Englisch redet, uns stolz seine Wandmalereien präsentiert und uns jede Menge Geschichten aus den vergangenen Zeiten Kolumbiens zum Besten gibt.

Beim Erneuern der Wandmalereien

Die Stadt selbst ist berühmt für ihre Farbenpracht und ihre Wandmalereien und wir sollen nicht enttäuscht werden. Zwar fällt auch dieser Ort unter die Kategorie hochtouristisch, besticht aber dennoch durch jede Menge Charme und unzähligen kleinen Läden und Bars. Wir schlendern noch 2h durch die Gassen ehe um 1700 unser Bus wieder retour geht. 2h Später sind wir wieder in Medelin und das erste Mal wieder richtig hungrig. Getreu dem Motto: " Schauma wos da Mogn hergibt!" bestellen wir ein Steak in einem Grillimbiss, was aber definitiv mehr von einer Schuhsohle hatte als von einem Stück fleisch. Naja, wenn das unten bleibt, sind wir wohl über dem Berg ;)



Guatape

Kolumbianisches Tuc Tuc


Man beachte den Kameraden zur Linken 





"Shave the sheep"

Mittwoch 28.8.2024

Schon ist der letzte Tag unserer Reise angebrochen, aber unser Flieger geht erst um 1642Uhr, also noch genügend Zeit die Stadt zu erkunden.

Das Beste an Medellin ist definitv das öffentliche Verkehrsnetz, welches neben unzähligen Bussen, auch aus der Metro und den Seilbahnen besteht. Zweitere machen in der Gegend wirklich Sinn, da viele Stadteile auf steilen Hängen errichtet wurden. 

Seilbahnen dienen als Öffis


Wir unterschätzen jedoch die Gondelfahrt zum "Parque Arvi" dem riesigen ökoturistischen Schutzgebiet im Umland von Medellin. Wieder geht es auf weit über 2000m hoch und wirden bei unserer 40min Gondelfahrt mit einer traumhaften Natur belohnt. Leider kostet uns der Eintritt in den Park zuviel und es zahlt sich auch nicht wirklich aus, da wir in ein paar Stunden wieder nach Santa Marta fliegen. 

Von der Stadt aufs Land 

Parque Arvi




Bei der Retourfahrt verlassen wir für einen kurzen Spaziergang die Gondel. Die Gegend hier ist genial und ich werde vom Flair und dem emsigen Treiben auf den Straßen sofort in den Bann gezogen. So habe ich mir das vorgestellt. 

Stadtteil Aranjuez 




Der zweite Teil unserer Tagestour führt uns auf den gegenüberliegenden Aussichtspunkt "Mirador de Pikatcho". Nein nicht das Pokemon sondern einer der der beliebtesten uns spektakulärsten Aussichtspunkte Medellins. 

Mirador der Pikatcho





Der Aufstieg gestaltet sich trotz des angenehmen Klimas zu einer echten Challenge. So steile Straßen, habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen, aber es zahlt sich aus. GEWALTIG


Uns fällt auf, dass in der Gegend kaum "Gringos" unterwegs sind. So werden wir alle paar Minuten von Einheimischen angehalten, welche uns mit einem Lächeln begrüßen, uns Fragen, wo wir denn her kommen und uns eine schöne Zeit in ihrem Viertel wünschen. Sie gehören definitv nicht zu den oberen Zehntausend, aber auch hier ist die Lebensfreude ansteckend. Wenn ich mir aber denke jeden Tag den Weg in die Schule zu marschieren, wird mir doch etwas anders ;)  Es macht wirklich Spass hier herum zu spazieren. 



Leider neigt sich unser Besuch bereits dem Ende und wir müssen mit den Öffis zum Bus, welcher uns zum Flughafen bringt. Dieser leigt 26km außerhalb und ist über einen 10km langen Tunnel mit Medellin verbunden. Kostenpunkt 3,5€ ;)


Pünktlich um 1642Uhr geht unser Flieger und 1h später müssen wir noch eine 45min Busfahrt bei gefühlt 1000°C und 400 Menschen im Colectivo Richtung Santa Marta antreten. 

Back home ;)

Fazit : 

Klar is eine Woche viel zu wenig, aber die Städe muss man bei einem Aufenthalt in Kolumbien einfach gesehen haben. Erzählt Bogota durch seine Bauten viel über die Geschichte alles besetzenden Mächte und ist geprägt von kühlem Klima, so ist Medellin noch authentischer und kolumbianischer. Zwei konträre Städte wobei man in Medellin mindestens eine Woche verweilen sollte umd mal richtig in die Materie einzutauchen. 

Was gibt man auf so einer Reise aus? 

Im Schitt sind es 30€ am Tag inkl Unterkunft und Essen und diversen Cervezas sowie den Öffis. Hinzu kommen noch Flüge und Nachtbus für gesamt 95€. 


Also wirklich erschwinglich ;)

Pazifik Woche 1

Ungefähre Route Der Tag ist nun gekommen. Es ist  Dienstag,  der 11. März 2025. Wie schon bei der Atlantikpassage spielen meine Gedanken und...